Gewinnen um jeden Preis
Aber noch einmal von Anfang an. Ganz konkret wollten wir eine schöne Runde Imperial Assault spielen. Die Einstiegsmission der "Rückkehr nach Hoth"-Erweiterung.
Ich hatte meinem älteren Sohn die Rolle des Imperiums (des Overlords) überlassen, weil er taktisch klug spielt, während mein jüngerer Sohn und ich als Rebellen unser Vorgehen besprechen und abwägen können.
Die Situation eskalierte in der zweiten Runde, als mein Großer all seine Feuerkraft auf den Rebellenhelden meines Jüngsten konzentrierte.
"Jetzt lass mal gut sein." sagte ich in der Hoffnung, dass er noch die Kurve kriegt. Er machte aber beharrlich weiter, bis sein Bruder wutheulend das Spiel verließ.
Das Spiel, die Stimmung, war hin und ich war frustriert. Mein Appell, er hätte als Imperium – als Spielleiter gewissermaßen – auch eine Verantwortung, das Spiel zu einem angenehmen Erlebnis für ALLE zu machen, stießen auf taube Ohren.
"Aber das Imperium ist böse! Dann muss ich es auch so spielen." war seine Rechtfertigung. Das stimmt natürlich irgendwie, aber dennoch war der Spielenachmittag, auf den wir uns alle gefreut hatten, kaputt.
Grübelnd starrte ich auf die verstreuten Imperial Assault Figuren. Ganz abgesehen von meiner Rolle als Vater und dem emotional empfindlichen Familiengeflecht: Ich erinnerte mich an andere Gelegenheiten ausserhalb der Familie, die mir den Spaß am Spiel total verdorben hatten.
War meine Auffassung vom Spielen falsch? Spielt man eigentlich um zu gewinnen? Bin ich einfach ein Weichei, der für den Spielspaß seinem Mitspieler Zugeständnisse macht? Und dies auch von seinem Gegner erwartet?
Sicherlich kennt ihn jeder: Der Spieler, der das Spielzu ernst nimmt. Der Fuchs, der darauf wartet, dass Du ihm in die Falle tappst. Der mit erhobenem Zeigefinger belehrt, zurechtweist und gerne ("So steht's in den Regeln!") Strafen verhängt.
Der gleichzeitig die Gutmütigkeit seines Gegner zu seinen Gunsten ausnutzt ("Ach, ja, den Re-Roll-Marker nicht umgedreht? Ganz vergessen, sorry. Kein Problem, oder?)
Ich denke da konkret an einen Kandidaten aus meiner ehemaligen Blood Bowl Liga, der auch mit seiner eigennützigen "Korrektheit" keinen Halt vor Neulingen oder jungen Spielern machte. Der freute sich diebisch, wenn ihm ein blutiger Anfängerfehler zum Sieg verhalf während alle anderen um ihn herum nur mit dem Kopf schütteln konnten.
Meine Sorgen teilte ich in der WhatsApp-Gruppe unseres Fantasyladens. Ich war eigentlich nicht überrascht, dass die meisten von ähnlichen Vorfällen zu berichten wussten.
Ganz klar schien aber zu sein: Man spielt um zu gewinnen. Natürlich.
Aber das WIE ist entscheidend. Dabei kamen gute Vorschläge, wie man für ein besseres Spielerlebnis sorgen kann.
Ich habe mal versucht, die Essenz daraus in Worte zu fassen.
Hier die also die drei goldenen Regeln für ein besseres Spiel:
Worin besteht Dein Spielspaß? Soll mit harten Bandagen gekämpft werden? Willst Du Deine Truppe auf Herz und Nieren austesten? Oder geht es Dir um ein entspannten Abend und das Abtauchen in eine Geschichte?
Mach klar, was Dir wichtig ist – und worauf Du überhaupt keinen Bock hast. Achte darauf, was Deinem Spielpartner wichtig ist.
Entschuldige Dich für üble Verluste, die Du Deinem Gegner zufügst – und versuche das "Muhahaha" danach nicht zu laut ertönen zu lassen 😊
Nein - ernsthaft. Zeige Deinem Gegner, dass Du ihn als Mitspieler bedauerst, auch wenn Du die Spielwendung begrüßt. Das behält den Frust auf Spielebene und hebt ihn nicht ins Persönliche.
Manchmal bekommt man Gelegenheit, dem Gegner einen empfindlichen Schlag beizubringen. Dann sollte man zwischen Regel 1 und 2 abwägen. Ist das jetzt konform mit dem, worauf wir uns vor dem Spiel geeinigt haben? Wäre es dem Spielspaß zuträglich, wenn ich auf diese Gelegenheit verzichte?
Und falls sie doch zu verlockend ist, sage: "Ich bedaure es wirklich sehr, aber diese Gelegenheit ist einfach zu verlockend." und führe Deinen Schlag aus.
Ich fürchte mein Sohn wird "Ich bedaure es wirklich sehr …" in sein Standard-Repertoire übernehmen und sich darauf berufen, dass "die Gelegenheit einfach zu verlockend war". Aber da muss ich wohl noch an seiner Ethik schrauben.
Habt Ihr schlechte Erfahrungen mit Mitspielern gemacht? Schreibt mir: tt (at) fantastic-friday.de
Ich hatte meinem älteren Sohn die Rolle des Imperiums (des Overlords) überlassen, weil er taktisch klug spielt, während mein jüngerer Sohn und ich als Rebellen unser Vorgehen besprechen und abwägen können.
Die Situation eskalierte in der zweiten Runde, als mein Großer all seine Feuerkraft auf den Rebellenhelden meines Jüngsten konzentrierte.
Das Imperium ist böse
"Jetzt lass mal gut sein." sagte ich in der Hoffnung, dass er noch die Kurve kriegt. Er machte aber beharrlich weiter, bis sein Bruder wutheulend das Spiel verließ.
Das Spiel, die Stimmung, war hin und ich war frustriert. Mein Appell, er hätte als Imperium – als Spielleiter gewissermaßen – auch eine Verantwortung, das Spiel zu einem angenehmen Erlebnis für ALLE zu machen, stießen auf taube Ohren.
"Aber das Imperium ist böse! Dann muss ich es auch so spielen." war seine Rechtfertigung. Das stimmt natürlich irgendwie, aber dennoch war der Spielenachmittag, auf den wir uns alle gefreut hatten, kaputt.
Grübelnd starrte ich auf die verstreuten Imperial Assault Figuren. Ganz abgesehen von meiner Rolle als Vater und dem emotional empfindlichen Familiengeflecht: Ich erinnerte mich an andere Gelegenheiten ausserhalb der Familie, die mir den Spaß am Spiel total verdorben hatten.
War meine Auffassung vom Spielen falsch? Spielt man eigentlich um zu gewinnen? Bin ich einfach ein Weichei, der für den Spielspaß seinem Mitspieler Zugeständnisse macht? Und dies auch von seinem Gegner erwartet?
Play to win
Sicherlich kennt ihn jeder: Der Spieler, der das Spiel
Der gleichzeitig die Gutmütigkeit seines Gegner zu seinen Gunsten ausnutzt ("Ach, ja, den Re-Roll-Marker nicht umgedreht? Ganz vergessen, sorry. Kein Problem, oder?)
Ich denke da konkret an einen Kandidaten aus meiner ehemaligen Blood Bowl Liga, der auch mit seiner eigennützigen "Korrektheit" keinen Halt vor Neulingen oder jungen Spielern machte. Der freute sich diebisch, wenn ihm ein blutiger Anfängerfehler zum Sieg verhalf während alle anderen um ihn herum nur mit dem Kopf schütteln konnten.
Die goldenen Regeln für ein besseres Zusammenspiel
Meine Sorgen teilte ich in der WhatsApp-Gruppe unseres Fantasyladens. Ich war eigentlich nicht überrascht, dass die meisten von ähnlichen Vorfällen zu berichten wussten.
Ganz klar schien aber zu sein: Man spielt um zu gewinnen. Natürlich.
Aber das WIE ist entscheidend. Dabei kamen gute Vorschläge, wie man für ein besseres Spielerlebnis sorgen kann.
Ich habe mal versucht, die Essenz daraus in Worte zu fassen.
Hier die also die drei goldenen Regeln für ein besseres Spiel:
1. Einige Dich vorher mit Deinem Gegner darauf, WIE gespielt werden soll
Worin besteht Dein Spielspaß? Soll mit harten Bandagen gekämpft werden? Willst Du Deine Truppe auf Herz und Nieren austesten? Oder geht es Dir um ein entspannten Abend und das Abtauchen in eine Geschichte?
Mach klar, was Dir wichtig ist – und worauf Du überhaupt keinen Bock hast. Achte darauf, was Deinem Spielpartner wichtig ist.
2. Zeige Respekt
Entschuldige Dich für üble Verluste, die Du Deinem Gegner zufügst – und versuche das "Muhahaha" danach nicht zu laut ertönen zu lassen 😊
Nein - ernsthaft. Zeige Deinem Gegner, dass Du ihn als Mitspieler bedauerst, auch wenn Du die Spielwendung begrüßt. Das behält den Frust auf Spielebene und hebt ihn nicht ins Persönliche.
3. Wäge ab, ob es dem Spielspaß dient
Manchmal bekommt man Gelegenheit, dem Gegner einen empfindlichen Schlag beizubringen. Dann sollte man zwischen Regel 1 und 2 abwägen. Ist das jetzt konform mit dem, worauf wir uns vor dem Spiel geeinigt haben? Wäre es dem Spielspaß zuträglich, wenn ich auf diese Gelegenheit verzichte?
Und falls sie doch zu verlockend ist, sage: "Ich bedaure es wirklich sehr, aber diese Gelegenheit ist einfach zu verlockend." und führe Deinen Schlag aus.
Ich fürchte mein Sohn wird "Ich bedaure es wirklich sehr …" in sein Standard-Repertoire übernehmen und sich darauf berufen, dass "die Gelegenheit einfach zu verlockend war". Aber da muss ich wohl noch an seiner Ethik schrauben.
Habt Ihr schlechte Erfahrungen mit Mitspielern gemacht? Schreibt mir: tt (at) fantastic-friday.de